30.07.2017

Volker Kauder bei der Allianzkonferenz: „Christenverfolgung hat neue Qualität“

Christen sollen sich in Gesellschaft einbringen

Am Sonntag, zum Abschluss der 122. Bad Blankenburger Allianzkonferenz, war zum sechsten Mal Volker Kauder zu Gast, der Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Bei einem Vortrag zum Thema Religionsfreiheit betonte er, dass Christen nach wie vor die am meisten verfolgte Religionsgruppe der Welt sei. Besonders problematisch sei dies in islamisch geprägten Ländern. „Die Wahrheit ist, dass dort, wo Muslime die Mehrheit in einem Land haben, Christen in unterschiedlicher Form verfolgt werden.“ Das habe vor allem mit dem Verbot zu tun, vom Islam zu einer anderen Religion überzutreten. Eine „neue Qualität“ erhalte Christenverfolgung dort, wo es keine staatliche Ordnung mehr gebe, um Minderheiten zu schützen. Dort hätten auch westliche Länder kaum Einflussmöglichkeiten, da es keine politischen Ansprechpartner gebe.

Kauder wies zudem darauf hin, dass Christen in deutschen Flüchtlingsunterkünften bedrängt oder körperlich attackiert würden. „Wir dürfen auf keinen Fall hinnehmen, dass diejenigen, die wegen ihrer christlichen Religion zu Hause verfolgt wurden, das hier auch erleben.“ Eine räumliche Trennung von Flüchtlingen nach Religion schloss Kauder aus. Dann würde der Staat das Bekenntnis abgeben, nicht mehr für Ordnung sorgen zu können. Kauder plädiert für einen Beauftragten für Religionsfreiheit in der Bundesregierung.

Mit Blick auf Deutschland sagte er: „Wir leben – unverdient – wirklich in einer begnadeten Situation. Insgesamt können wir sagen: Uns geht's gut.“ Mehr als 100 Millionen Christen auf der ganzen Welt wären „unheimlich glücklich, wenn sie nur einmal an einem Sonntag wie wir in einer Kirche sitzen und völlig unbedrängt nach Hause gehen könnten.“

„Menschenwürde gilt für den schlimmsten Feind“

Kauder rief die Konferenzteilnehmer auf, sich als Christen politisch zu engagieren und sich in gesellschaftlichen Diskussionen zu Wort zu melden. Sich auf christlichen Konferenzen oder im Gottesdienst zu treffen, um sich im Glauben zu stärken, reiche nicht aus. „Wenn wir Christen bei bestimmten Fragen eine kleine Minderheit geworden sind, kann die Politik das auch nicht mehr richten.“

In seinen politischen Entscheidungen versuche Kauder, sich am christlichen Menschenbild als Kompass zu orientieren. „Jeder Mensch, selbst mein schlimmster Feind, ist Ebenbild Gottes und hat eine eigene, einmalige Würde.“ Das sei auch in der Bibel nicht an eine bestimmte Religion oder Ethnie geknüpft, betonte Kauder. Deshalb sollten Christen auch keine Angst vor dem Islam pflegen, sondern viel mehr vom eigenen Glauben erzählen und dafür einstehen.

Von Mittwoch- bis Sonntagabend fand in Bad Blankenburg die 122. Konferenz der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) mit 1.700 Teilnehmern statt. Die Evangelische Allianz ist ein Netzwerk verschiedener evangelisch gesinnter Organisationen und Gemeinden. Gegründet wurde sie 1846 in London als interkonfessionelle Einigungsbewegung. In Deutschland gib es rund 1.000 örtliche Allianzen. Vorsitzender der DEA ist Pastor Ekkehart Vetter, der hauptamtlich Präses des freikirchlichen Mühlheimer Verbandes ist. Die erste Allianzkonferenz fand 1886 in Bad Blankenburg statt.